Häufige Fragen

1. Was muss ein Hund können?

 

Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten. Wir sehen meist, dass ein Hund sitz, platz, bei Fuß macht, bring's, hol's, such, gib Pfötchen, mach Männchen und ähnliche Tricks kann und denken, "braver Hund".

 

Viel schwieriger jedoch ist, was wir unseren Hunden im Alltag abverlangen: bedrohliche Situationen, Lärm und Hektik still ertragen, Versuchungen widerstehen, sich von wildfremden Menschen anfassen lassen, Eindringlinge im Haus dulden, nicht den Tierarzt beißen, etc. etc.. Dies sind die großen Leistungen, die unsere Hunde vollbringen und die viel zu wenig gewürdigt werden.

 

Wenn ein Hund das alles kann, dann braucht man meiner Ansicht nach genau vier Dinge: "komm", "bleib", "gib aus" und lockeres an der Leine laufen.

 

Das klingt wenig, kann einen aber je nach Hund schon eine Weile beschäftigen.

 

2. Wie lange dauert es, bis ein Hund erzogen ist?

 

Die Antwort ist leicht: ein Leben lang. Es ist ein Irrglaube, dass man nach einem sechswöchigen Grundkurs einen perfekt erzogenen Hund hat. In diesen sechs Wochen kann man gerade einmal die Grundlagen für weiteres Training legen. Ein Hund ist in der Regel mit ca. drei Jahren erwachsen. Wer dann sagt "ich bin zufrieden mit dem, was mein Hund kann", der hat gut gearbeitet.

 

3. Mein Hund ist schon älter, kann er trotzdem noch was lernen?

 

Genau wie Menschen lernen auch Hunde ein Leben lang. Unser Wolli war 12 Jahre alt, als er zu uns kam und konnte überhaupt nichts. Er hatte noch nie in einem Haus gelebt, war nicht stubenrein, hörte nicht und verbrachte den Tag damit, uns auszuräubern. Trotzdem hat er noch alles gelernt, was ich ihm beibringen wollte. Er ist jetzt abrufbar, läuft locker an der Leine, hat seine Raubzüge eingestellt, ist stubenrein, apportiert, betreibt Mantrailing und lernt alberne Tricks.

 

Es ist nie zu spät, einem Hund etwas beibringen zu wollen. Bei Wolli wollte ich es eigentlich auf ein Minimum beschränken, aber nachdem er einmal raus hatte, wie das geht, mit einem Menschen zusammen zu arbeiten, war er nicht mehr zu stoppen. Als hätter er sein ganzes Leben lang nur darauf gewartet, endlich zusammen trainieren zu dürfen.

 

4. Antijagdtraining - funktioniert das wirklich?

 

Es gibt zwei Dinge, die dem durchschnittlichen Hundehalter das Leben schwer machen: Leine ziehen und nicht kommen, wenn man ruft.

 

Meist jedoch ist das Jagen nur die Spitze des Eisberges. Die meisten Hunde, die mit Jagdproblemen zu mir kommen, sind nicht nur nicht vom Wild abrufbar sondern auch nicht von Leckerlis, Spielzeug, Müllsäcken, anderen Hunden, spannenden Menschen, gut riechenden Grasbüscheln, etc. etc.

 

Ist dies der Fall, so hat es keinen Sinn, ausschließlich den Abruf vom Reh zu üben und die Teilnahme am Antijagdtraining führt definitiv zur Enttäuschung.

 

Wenn man aber einen Hund hat, der im Alltag schon gut hört, der von vielen Dingen abrufbar ist, der aber nun mal einen ausgeprägten Jagdtrieb hat, dann kann ein spezielles Training für jagende Hunde viel Spaß machen.

 

Doch auch hier ist es nicht so, dass man sechsmal zum Kurs kommt und der Hund sich dann nicht mehr für Wild interessiert.

 

Stattdessen übt man, seinen Hund auch am Wild zu kontrollieren, sprich, man "jagt" gemeinsam. Dies kommt vielen Menschen erstmal komisch vor. Der Hund soll es "lassen", aber der Hund wird es nie einfach "lassen", denn  Jagdtrieb kann man nicht abstellen!

 

Wenn man sich aber erstmal auf die Idee eingelassen hat, dann gehört die gemeinsame Pirsch zu den spannendsten Dingen, die man mit seinem Hund unternehmen kann.

 

5. Findet das Training bei jedem Wetter statt?

 

Fast. Ausnahmen sind: Gewitter, Sturm, und heftiger Schneefall. Ansonsten aber: ja. Wir trainieren auch bei Regen. Wetterfeste Kleidung sollte daher vorhanden sein.

 

6. Mein Hund hört nicht, liegt das an der Bindung?  

 

Die berühmte Bindung. Was ist das eigentlich? Der Hund bindet sich an den Menschen, weil er etwas davon hat, nämlich Sicherheit, Futter, ein Dach über dem Kopf, Zuneigung, Spaß und vieles mehr. Ein Hund kann eine hervorragende Bindung an seinen Menschen haben und trotzdem nicht hören. Gehorsam und Bindung sind zwei ganz verschiedene Dinge. Nur weil ein Jagdhund vielleicht stundenlange Ausflüge unternimmt, während der Schäferhund des Nachbarn sich immer in Herrchens Nähe aufhält, hat er keine schlechtere Bindung. Nur andere genetische Grundlagen.

 

7. Wieviel Beschäftigung braucht ein Hund?

 

Das hängt vom Hund ab. Nur eins sei gesagt: wer sich eine der berühmten Arbeitsrassen zulegt, der sollte richtig, richtig Spaß daran haben, täglich mit seinem Hund zu arbeiten. Sonst wird der Hund nämlich ganz schnell ziemlich anstrengend. Wenn man aber Spaß daran hat, dann sind Arbeitshunde einfach großartig.

 

8. Ich habe wenig Zeit und habe oft auch keine Lust mehr zu trainieren, möchte aber trotzdem, dass mein Hund gut hört.

 

Jau, und ich würde gerne Marathon laufen, aber ich habe nur einmal die Woche eine halbe Stunde Zeit, um joggen zu gehen. Wie erfolgreich werde ich wohl sein?

 

Ich kann mich nur wiederholen: Seinen Hund zu erziehen ist eine Dauerbeschäftigung. Sie findet tagtäglich und überall statt. Irgendwann merkt man es gar nicht mehr, dass man schon wieder trainiert, weil es zum Reflex geworden ist.

 

Ich setzte mich doch auch nicht hin und sage "so, heute erziehe ich mal 30 Minuten lang meine Kinder, aber dann muss für den Rest der Woche auch gut sein."

 

Klar, wir alle haben wenig Zeit. Wir haben Jobs, Familie, das Haus muss renoviert werden, und, und, und. Und das ist alles OK. Dann trainiert man halt nicht. Aber dann kann man auch nicht erwarten, dass der Hund "funktioniert". Wenn ich nicht bereit bin, Einsatz zu zeigen, dann kann ich auch nicht von meinem Hund erwarten, dass er das ausgleicht und sich alleine trainiert.

 

Training bedeutet nicht, dass man einmal die Woche in die Hundeschule geht. Wer weiß, was er tut, der braucht überhaupt nicht in die Hundeschule zu gehen. In Hundeschulen wird nicht der Hund trainiert sondern der Mensch lernt, wie er selbst im Alltag mit seinem Hund üben kann, denn Training findet immer und überall statt.

 

Mit meinen eigenen Hunden plane ich überhaupt keine "Trainingssessions". Wir gehen Gassi und wenn eine schwierige Situation auftaucht, dann erkläre ich meinen Hunden, was ich jetzt gerne sehen würde. Aber das heißt auch: wenn ich mit meinen Hunden Gassi gehe, dann ist das ihre Zeit. Dann bin ich für sie da. Dann beschäftige ich mich mit ihnen, wir haben Spaß zusammen und wir üben, wie das Leben funktioniert. Jeden Tag, auf jeder einzelnen Runde.